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Als Mann und Frau: Den „Bräutigam“ repräsentieren, nicht darstellen!

Replik auf die Herder Korrespondenz 01/2021

Wien, 28.1.2021 | In seinem Artikel „Den Bräutigam darstellen“ führt Jan-Heiner Tück in der Herder Korrespondenz 1/2021 Argumente gegen die Frauenordination an. Nach seiner „Logik sakramentaler Repräsentation“ kann den Einsetzungsbericht, die Worte Jesu Christi beim Letzen Abendmahl über Brot und Wein, nur ein männlicher Priester sprechen, da dies die Worte des „Bräutigams“ an die „Braut“, die kirchliche Gemeinschaft seien.

Wenn man dieser Logik Tücks folgt, könnten die den Stiftungsworten Jesu folgenden Sätze des Hochgebetes wohl auch nur von einer weiblichen Priesterin gesprochen werden, da hier die amtstragende Person die kirchliche Gemeinschaft, also die „Braut“, repräsentiert. Wenn den „Bräutigam“ nur ein Mann repräsentieren kann, dann die „Braut“ wohl nur eine Frau.

Dieses Verständnis der „Logik sakramentaler Repräsentation“ führt sich selbst ad absurdum. Tück versucht seine Logik durch eine Analogie zu verdeutlichen: „Wer im Theater eine Aufführung von Shakespeares „King Lear“ besucht, wäre kaum erfreut, wenn die Tragik des alten Mannes durch eine Frau gespielt würde.“

Dagegen muss man entschieden einwenden, dass die Feier der Eucharistie keine Aufführung des Abendmahles von Jesus Christus ist. Diese sakramentale Feier ist etwas ganz Anderes als eine Szene eines Passionsspieles. In der Feier der Eucharistie tritt der Priester nicht als Jesus auf, sondern repräsentiert sakramental Jesus Christus, der selbst wirkt. In dieser Repräsentation tritt der Priester hinter Jesus Christus zurück und betont die Differenz zu ihm, indem er z.B. beim Sprechen der Einsetzungsworte nicht die Gemeinde anschaut. Denn der auferstandene und erhöhte Jesus Christus selbst ist gegenwärtig und schaut die Gemeinde an.

Eine andere Analogie scheint uns angebracht: Es kann z. B. eine Frau Bundeskanzlerin selbstverständlich durch einen Herrn Vizekanzler vertreten werden. Der vertretende Mann spielt dabei nicht die Frau Bundeskanzlerin, sondern vertritt sie dabei rechtmäßig, da sein Mann-Sein hinter seinem Vertretungsamt zurücktritt. Nur seine Vertretungsrolle ist wichtig, das Geschlecht spielt hier keine Rolle.

So ist es auch analog in der sakramentalen Repräsentation Jesus Christi durch den Priester in der Feier der Eucharistie. In seinem „zurücktretenden“ Vertretungsamt spielt nur seine Ordination und nicht sein Geschlecht eine Rolle. Ebenso spielt bei einer Priesterin in ihrem „zurücktretenden“ Vertretungsamt nur ihre Ordination und nicht ihr Geschlecht eine Rolle. Folgen wir dieser Logik, stellen wir erleichtert fest: Auch wir männlichen Priester dürfen dann weiterhin im Namen der „Braut“ das Hochgebet sprechen.

Im Zuge einer anderen Argumentationsfigur stellt Tück die Frage, ob „jeder Priester (aber dann nicht) auch beschnittener Jude sein (müsste)“. Die Unterscheidung zwischen dem – der Dimension der Schöpfung zugehörigen – Mann-Sein Jesu und seinem – zur Dimension des Bundes gehörenden – Jude- und Beschnitten-Sein wirkt dann doch recht konstruiert. Durch den Hinweis, dass in Christus „die Differenz zwischen Beschnittenen und Unbeschnittenen aufgehoben“ sei konterkariert Tück quasi seine eigene Argumentation, da nach Paulus ja auch die Differenz zwischen „männlich und weiblich“ aufgehoben ist (Gal 3,28).

Was spricht also gegen die Priesterweihe für Frauen? Theologisch und sakramental logische Argumente jedenfalls nicht.

Pfarrer Bernhard Kranebitter
Pfarrer Christian Öhler
für den Vorstand der Pfarrer-Initiative Österreich

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